Blickpunkte

Blickpunkt: 78. Ausgabe

„Lass dich nicht k.-o.-tropfen!“ – Präventionstipps vom WEISSEN RING

Zu einem Vortrag an der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen hat Professor Bernd Behnke den Außenstellenleiter des WEISSEN RINGS für den Schwarzwald-Baar-Kreis Jochen Link eingeladen. Thema des Vortrags vor Studierenden des Studiengangs Soziale Arbeit waren die Gefahren von K.o.-Tropfen, Präventionsmöglichkeiten und möglichen Hilfen durch den Opferhilfeverein WEISSER RING.

Im Rahmen des kriminologisch–soziologischen Seminars erklärte Link zunächst, was K.o.-Tropfen überhaupt sind und welche Wirkung sie haben. Anhand zahlreicher Fälle, die vom WEISSEN RING im Schwarzwald-Baar-Kreis betreut wurden, konnte im Vortrag veranschaulicht werden, wie gefährlich K.-o.-Tropfen aufgrund ihrer Farblosigkeit sowie Geruchs- und grundsätzlichen Geschmacksneutralität sind: „Sie schmecken nicht, ob im Getränk K.-o.-Tropfen sind oder nicht“, erklärte Link, „was die Sache so schwierig für die Betroffenen macht. Es bleibt oft die Unsicherheit zurück: War es zu viel Alkohol oder hat jemand etwas ins Getränk getan, um eine Straftat zu begehen?“ Da K.-o.-Tropfen willenlos und bewusstlos machen können, besteht die Gefahr, Opfer einer Sexualstraftat oder eines Vermögensdelikts zu werden; oft ohne sich hinterher daran erinnern zu können, was wirklich passiert ist.

Strafrechtler Prof. Behnke verwies hierbei auf die Schwierigkeiten im Strafprozess für die Staatsanwaltschaft oder das Strafgericht, genügend Beweise zu haben, da K.-o.-Tropfen im Blut oder Urin nur innerhalb eines kurzen Zeitraums nachweisbar sind. Deshalb ist es auch schwierig, die Zahl der Opfer von K.-o.-Tropfen zu beziffern. „Wir haben auch Fälle, wo es bei Vermutungen bleibt, wenn etwa jemand plötzlich umkippt, aber unklar ist warum. Link gab den Studierenden aber auch einen Einblick in die Folgen nachgewiesener Taten für die Opfer. Eines der Opfer hat bis heute, viele Jahre nach der Tat, immer noch Probleme, abends oder nachts angstfrei durch Villingen-Schwenningen zu laufen, da es nach der unfreiwilligen Einnahme von K.-o.-Tropfen auf schlimmste Weise körperlich verletzt wurde.

Im Vortrag wurde durch den WEISSEN RING unter dem Motto „„Lass dich nicht k.-o.-tropfen!“ auch erklärt, wie man sich schützen kann. So sollten Gläser oder Flaschen nie unbeobachtet bleiben. Zudem sollte man von Unbekannten keine offenen Getränke annehmen. Geht man mit Freunden weg, ist es einfacher. Dann kann jeder auf den anderen achten. „Wenn einem schlecht wird oder sich jemand nicht wohl fühlt, sollten sofort Freunde alarmiert werden, damit man nicht alleine ist“, wie Link erläuterte. Zudem verwies er auf den Polizei-Notruf 110 oder die 112, um schnell Hilfe zu bekommen.

Da der WEISSE RING schon zahlreiche Opfer von K.o.-Tropfen beraten und betreut hat, machen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Gedanken, was auf politischer Ebene getan werden könnte. Problem ist, dass auch Industriereiniger, Felgenreiniger oder Lösungsmittel als K.-o.-Tropfen zum Einsatz kommen können. Link verwies auf den Facharzt Michael Rath, der schon lange dafür kämpft, diese legal erhältlichen Mittel mit einem Bitterstoff zu versehen, damit man schmeckt, ob K.-o.-Tropfen im Getränk sind. Die Industrie ist hier skeptisch und verweist auf mögliche Verunreinigungen. Link lies dies in seinem Vortrag nicht gelten: „Bei Brennspiritus, Heizöl oder Erdgas klappt es doch auch, dass etwas beigefügt wird, ohne dass es zu einer Verunreinigung oder Wirkungslosigkeit des entsprechenden Stoffes kommt. Dies ist bei Industrie- und Felgenreinigern und allen anderen Mitteln, die als K.-o-Tropfen zum Einsatz kommen können, auch möglich. Man muss es nur wollen und umsetzen.“ Der baden-württembergische Sozialminister Lucha hat sich des Themas ebenfalls angenommen und möchte erreichen, dass die Bitterstoffe Pflicht werden. Der WEISSE RING hofft, dass dies klappt und steht Opfern von K.-o-Tropfen konkret bei, indem er eine Vermittlung zu Psychotherapeuten, Medizinern und Juristen organsiert, damit den Betroffenen auf allen Ebenen geholfen werden kann.

Zurück