Blickpunkt: 76. Ausgabe

Wer zu nah kommt, geht zu weit

Wer zu nah kommt, geht zu weit

„Ohje, ich habe die Angewohnheit, lesen zu wollen, was auf T-Shirts meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen steht. Das heißt, ich starre vermutlich viel zu oft auf den Busen meines Gegenübers und könnte damit ja Grenzen verletzen…“ Diese Form der Diskussion unter männlichen Studierenden der DHBW-Ravensburg, Lorenz Harder und Professorin Anja Teubert führte letztlich zu der pünktlich zum Studienstart veröffentlichten Broschüre zum Schutz vor sexueller Belästigung. Harder, der als Vertreter des Gleichstellungsbüros der Verfassten Studierendenschaft der DHBW bis Ende September im Amt war und Teubert, die (gemeinsam mit Clive Flynn) Ansprechperson in Fragen sexueller Belästigung ist, starten mit der Veröffentlichung der Broschüre in den Prozess der Enttabuisierung sexualisierter Gewalt an der Hochschule. Die Broschüre ist für die gesamte Hochschule mit ihren 30 000 Studierenden an zwölf Standorten entwickelt worden. Sie beinhaltet, kurz angerissen, die Problematik des Erkennens und Umgehens mit sexueller Belästigung, Tipps zum eigenen Schutz, Informationen dazu, was die Hochschule zum Thema tut und Kontaktdaten, um konkrete Hilfe zu bekommen.

Es werden Plakate folgen und Aktionen, wie Campus-Abende, Diskussionen, Inhalte im Studium Generale und grundständigen Studium, die dazu beitragen sollen, ein Bewusstsein für grenzachtenden Umgang zu schaffen. Grundlage für diese Entwicklung ist die Satzung zum Schutz vor sexueller Belästigung, die auf den Normen im Landeshochschulgesetz, dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz und natürlich auch dem Grundgesetz basiert.

Wir befinden uns in einem Prozess der Bewusstmachung, in dem in einem an der Hochschule eingerichteten Team, bestehend aus Studierenden, Mitarbeitenden und Professor_innen konkrete Maßnahmen entwickelt wurden und kontinuierlich werden. Es ist also ein Schutzkonzept entstanden, das es nun gilt „mit Leben zu fühlen“ (Teubert). Wir werden laufend berichten.