Blickpunkte

Blickpunkt 97

Gemeinsam gegen Kinderarmut

Erste Armutskonferenz im Schwarzwald-Baar-Kreis

Mitte März luden der Paritätische Kreisverband Schwarzwald-Baar-Kreis, der Kinderschutzbund- Ortsverband Villingen-Schwenningen und der Regionalverbund des Paritätischen Schwarzwald-Baar-Heuberg zur ersten Armutskonferenz in Villingen-Schwenningen ein, deren Mittelpunkt ein Vortrag des Sozialwissenschaftlers Professor Dr. Stefan Sell bildete.

Trotz der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands sei ein beträchtlicher Teil der Kinder von Armut betroffen. Aktuelle Zahlen, so Sell, würden verdeutlichen, dass rund 80 % der Kinder in Deutschland in gesicherten Einkommensverhältnissen leben, während ein Fünftel armutsgefährdet sei oder Leistungen nach dem SGB II beziehe. Besonders alarmierend sei, dass zwei Drittel der betroffenen Kinder mindestens über fünf Jahre hinweg dauerhaft oder wiederkehrend in Armutslagen leben würden.

Zur Armutsprävention bedürfe es dringend gezielter Maßnahmen. Die Bildung und Erwerbsbeteiligung der Eltern spiele eine entscheidende Rolle für das Armutsrisiko der Kinder. Laut Sell könnten rund 1,5 Millionen Kinder von einer verbesserten finanziellen Lage ihrer Familien profitieren, was zu einem spürbaren Rückgang der Kinderarmut führen würde.
Um nachhaltig gegen Kinderarmut vorzugehen, hätten sich lokale Präventionsnetzwerke in der Früherkennung und Bewältigung von Risiken bewährt, jedoch seien sie allein nicht ausreichend. Eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Trägern auf kommunaler, Landes- und Bundesebene sei notwendig, um strukturelle Ursachen von Armut anzugehen und die Lebenssituation von betroffenen Familien langfristig zu verbessern.

„Lokale Präventionsnetzwerke, gut vernetzte und armutssensible Fachkräfte sowie eine indikatorenbasierte armutssensible Stadt- und Raumplanung für die Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut wird immer wichtiger“, unterstrich Professorin Dr. Daniela Steenkamp, Leiterin des Studiengangs Soziale Arbeit – Netzwerk- und Sozialraumarbeit, im Anschluss an die Veranstaltung. „Es ist von entscheidender Bedeutung, die Perspektiven der betroffenen jungen Menschen einzubeziehen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen.“ Steenkamp setzt sich seit einiger Zeit zusammen mit den Wohlfahrtsverbänden für die Installierung eines vom Stuttgarter Sozialministeriums geförderten Präventionsnetzwerks gegen Kinderarmut in der Region ein.

In der Podiumsdiskussion betonten Udo Engelhardt vom Kinderchancen Singen e.V. und Robin Weiß von der FamilienForschung Baden-Württemberg, dass Prävention bereits in jüngsten Jahren beginnen solle und die Zusammenarbeit aller Beteiligten essentiell sei, um erfolgreiche präventive Maßnahmen umzusetzen und gegen Kinderarmut vorzugehen.

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